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Naturgefahren in den Alpen

Im Alpenraum machen sich die Folgen des Klimawandels auf erschreckende Weise bemerkbar. Die veränderten klimatischen Verhältnisse destabilisieren die Berge. Das hat Naturereignisse zur Folge, die Bewohnerinnen und Bewohner, Infrastruktur und Tourismus gefährden.

In einer Höhe zwischen 2000 und 3000 Metern reagieren die Alpen besonders sensibel auf den Klimawandel. Das sind die Bereiche, in denen die steigenden Temperaturen die Gletscher schmelzen lassen und sich der dauerhaft gefrorene Teil der Berge, der Permafrost, zurückzieht. Hinzu kommen häufigere starke Niederschläge, die besonders in den Wintermonaten große Wassermengen mit sich bringen.

Zugspitze

Die Zugspitze. Der Klimawandel in den Alpen macht sich besonders auf den höchsten Gipfeln bemerkbar. Copyright: Riccardo Scandroglio

Der Klimawandel in den Alpen

Das Schmelzen der Gletscher und des Permafrostes machen die Alpen vielerorts zunehmend instabil. Permafrost nimmt als „Klebstoff“ des Berges eine wichtige Stabilisierungsfunktion ein. Sein zunehmender Rückgang löst Naturgefahren aus. Es treten vermehrt Felsstürzen und Deformationen im Boden auf, die die Infrastruktur wie Berghütten oder Skilifte gefährden. Durch die auftretenden Starkniederschläge häufen sich zudem Steinschläge und Murgänge, also Schlamm- und Gerölllawinen.

Dazulernen und vorbereitet sein

Besonders in den Sommermonaten kommt es durch den Klimawandel zu einer Häufung von Starkniederschlägen. Jedes Jahr ist mit zahlreichen Schlamm- oder Gerölllawinen zu rechnen. Je nach Menge und Lage können sie große Schäden anrichten. „Die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr aufzuhalten. Klimaschutz ist wichtig. Aber es geht jetzt auch um eine schnelle Klimaanpassung. Was können wir machen, um auf häufiger auftretende Naturgefahren eingestellt zu sein? Mit den baulichen Maßnahmen, wie zum Beispiel Lawinenschutzwallen sind wir ziemlich an der Kante von dem, was sie leisten können. Der beste Schutz: Das Installieren von Frühwarnsystemen an gefährdeten Standorten", schätzt Prof. Dr. Michael Krautblatter von der TU München die Lage ein.

„Murgänge werden ein Riesenproblem. Das werden wir in Zukunft sehr viel häufiger sehen. In diesem Bereich müssen wir in Bayern schnell dazulernen, um uns zu schützen. Alle betroffenen Gemeinden müssen wissen, was auf sie zukommt. Hier können Modelle zur Gefahrenbeurteilung helfen.“

Prof. Dr. Michael Krautblatter, TU München

Naturgefahren rechtzeitig erkennen

Prof. Krautblatter und sein Team arbeiten an Methoden, um Naturgefahren besser vorhersagen zu können. Für die Studie AlpSenseRely erforschen und entwickeln sie unterschiedliche Messinstrumente und Frühwarnsysteme unter Realbedingungen. Ihr Quartier haben sie auf dem Hochvogel, ein Berg, der sich in der Mitte spaltet. Entlang eines gewaltigen Spalts reißt der Berg auseinander. Die Folge ist ein gewaltiger Felssturz, der früher oder später entstehen wird und durch Starkniederschläge beschleunigt wird. Immer wieder lösen sich schon jetzt große Steinbrocken und stürzen in die Tiefe.

„Auf dem Hochvogel entwickeln wir gerade ein topmodernes System. Hier wollen wir herausfinden: Welche Verfahren müssen wir auf welchen Bergen einsetzen, damit wir 365 Tage im Jahr zuverlässig die Gefahren vorhersagen können?“

Prof. Dr. Michael Krautblatter, TU München

Permafrost im Kammstollen

Der Hochvogel in den Allgäuer Alpen – Frühwarnsysteme als Klimaanpassungsmaßnahme, um Leben, Tourismus und Infrastruktur zu schützen.

Outdoorlabor für Messungen

Der Hochvogel dient dem AlpSenseRely-Team als Outdoorlabor, um verschiedene Instrumente auf ihre Genauigkeit zu überprüfen. Mit Drohnen, Dehnungssensoren, Tachymetrie (Vermessungswesen mit Spiegeln), hochauflösenden Kameras und seismischen Sensoren wird jede Veränderung außerhalb und innerhalb des Berges gemessen und aufgezeichnet. Die Daten werden über die Datenplattform AlpEnDAC des Virtuellen Alpenobservatoriums (VAO) bereitgestellt, damit auch andere Alpenländer davon profitieren können.

Installation einer Deformationskamera

Installation einer Deformationskamera am Hochvogel im Rahmen des AlpSenseRely-Projekts Copyright: Johannes Leinauer

Wie kann Bergtourismus in der Zukunft aussehen?

Sehnsuchtsort Alpen – das ganze Jahr über werden die Gipfel von Bergsteigerinnen und -Bergsteigern besucht, es gibt zahlreiche Wanderstrecken und touristische Infrastrukturen, wie Skilifte, Hotels und Berghütten. Der Tourismus ist eine zentrale Einnahmequelle für einen Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner in den Alpenregionen. Viele Menschen zieht es insbesondere auf die höchsten Berge oberhalb der Schneegrenze, wie die Zugspitze oder das Nebelhorn. Hier liegt im Winter trotz Klimawandel genug Schnee für Wintersportlerinnen und -sportler.

„Die Alpen bieten so viel. Es ist wichtig, den Menschen den Zugang zu ermöglichen. Der gezielte Einsatz von Frühwarnsystemen an gefährdeten Standorten ermöglicht es uns, mit den Naturgefahren umzugehen, ohne die Berge komplett abzusperren.“

Prof. Dr. Michael Krautblatter, TU München

Genau dort, an den beliebtesten Orten des Wintertourismus zwischen 2000 und 3000 Metern, werden in Zukunft die meisten Naturgefahren erwartet. Der Bergtourismus muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Gefahren frühzeitig erkennen und rechtzeitig zu handeln ist unabdingbar.

Nachhaltiger Alpentourismus

Mehrere Alpenvereine und Initiativen bieten inzwischen klimafreundliche Formen des Tourismus an, um den Schutz der Alpen voranzutreiben und Besucherinnen und Besuchern alternative Bergerlebnisse zu bieten. Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ der Alpenvereine entwickelt beispielsweise touristische Erlebnisse, die mit möglichst wenig menschlichen Eingriffen in die Natur auskommen. Im Vordergrund steht dabei die Rückkehr zu den Ursprüngen des Lebens in den Alpen und die Verbindung mit der Natur. Hier können Sie sich über die beteiligten Orte und ihre Angebote informieren: https://www.bergsteigerdoerfer.org