So kann die klimaresiliente Stadt der Zukunft aussehen
Hitze, Starkregen und Trockenheit sind Folgen des Klimawandels in Bayern. Besonders intensiv sind die Auswirkungen in den Städten zu spüren. Wie kann eine widerstandsfähige bzw. klimaresiliente Stadt aussehen?
Die bayerischen Städte müssen sich für die Zukunft rüsten, um die Folgen des Klimawandels besser abfedern zu können. Besonders in dicht bebauten urbanen Gebieten ist Klimaresilienz notwendig. Denn Bebauung, Bodenversiegelung, Verkehr und Siedlungsdichte in Städten verstärken die Folgen des Klimawandels. Es entstehen regelrechte Wärmeinseln in den Städten, die in Kombination mit den steigenden Temperaturen zu extremer Hitze in den Sommermonaten führen. Nachts findet keine Abkühlung statt, denn die asphaltierten und betonierten Flächen in Städten speichern die Hitze des Tages und geben sie nachts wieder ab. Die Luft bleibt dadurch warm. Durch die große Fläche versiegelter Böden können aber auch Starkregenereignisse enorme Schäden verursachen, da das Wasser zu wenig Versickerungsmöglichkeiten hat.
"Die Stadt der Zukunft muss in der Lage sein, mit den zunehmenden Gefährdungen durch den Klimawandel umzugehen, damit Lebensqualität und Wirtschaft gesichert werden können.“
Prof. Stephan Pauleit, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, TU München
Das Firmengelände „Campeon“ bei München – Bäume und Parkanlagen in Verbindung mit Wasserflächen für eine grün-blaue Infrastruktur. Das Seewasser wird über ein Leitungssystem eingespeist und besteht größtenteils aus Regenwasser. © Sylva Orlamünde
Die grüne-blaue Infrastruktur
Eine klimaresiliente Stadt braucht Vegetation und Wasser, also grüne und blaue Flächen. Graue Bereiche, wie bspw. Böden aus Beton, Stein oder Asphalt, müssen reduziert und stellenweise durch eine grün-blaue Infrastruktur ersetzt werden. Stadtbegrünung ist eine wirkungsvolle Klimaanpassungsmaßnahme: Gründächer, Stadtbäume, grüne Fassaden und insgesamt mehr freie Grünflächen machen Städte resilienter. Bäume spenden außerdem Schatten und schützen vor Überhitzung.
"Die klimaresiliente Stadt ist ohne grün-blaue Infrastruktur nicht möglich. Besonders in dicht bebauten Städten muss der Grünanteil wesentlich erhöht werden.“
Prof. Stephan Pauleit, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, TU München
Mehr Grün bewirkt eine größere Verdunstung, was ebenfalls zur Abkühlung beiträgt und für ein angenehmeres Mikroklima sorgt. Dazu kommt der zusätzliche Schutz vor Überschwemmungsschäden: Weniger Betonflächen und mehr Grünflächen sorgen dafür, dass Regenwasser besser versickern kann. Offene Gewässer, wie freigelegte Flüsse, Kanäle oder Seen tragen ebenfalls dazu bei, ein angenehmeres Stadtklima zu erzielen.
Forschung: Klimaangepasstes Bauen für die Zukunft in der Stadt
Wie müssen wir unsere Städte planen, um in Zukunft klimabewusst und klimaangepasst leben zu können? Damit befassen sich Forscherinnen und Forscher des Zentrums Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK) in der Begleitstudie zum Modellvorhaben „Klimaanpassung im Wohnungsbau“. Zehn Bauprojekte werden innerhalb dieses Projekts begleitet und anhand verschiedener Ansätze auf Klimaanpassung und Klimaschutz hin geprüft. Ziel ist es, Methoden anzuwenden, die kostengünstiges Bauen mit praktischen Lösungen zur Klimaanpassung kombinieren. Dabei kommen bereits im Planungsprozess Elemente, wie Dachbegrünungen, Wasserspeicher und Hochwasserschutzmaßnahmen zur Anwendung. Informationen zu den Bauprojekten
Forschung: Klimaangepasstes Bauen für die Zukunft in der Stadt
Wie müssen wir unsere Städte planen, um in Zukunft klimabewusst und klimaangepasst leben zu können? Damit befassen sich Forscherinnen und Forscher des Zentrums Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK) in der Begleitstudie zum Modellvorhaben „Klimaanpassung im Wohnungsbau“. Zehn Bauprojekte werden innerhalb dieses Projekts begleitet und anhand verschiedener Ansätze auf Klimaanpassung und Klimaschutz hin geprüft. Ziel ist es, Methoden anzuwenden, die kostengünstiges Bauen mit praktischen Lösungen zur Klimaanpassung kombinieren. Dabei kommen bereits im Planungsprozess Elemente, wie Dachbegrünungen, Wasserspeicher und Hochwasserschutzmaßnahmen zur Anwendung.
Intensive Dachbegrünung im Prinz-Eugen-Park München – Klimaanpassung und Gartenoase in einem. © Sylva Orlamünde
Im Fokus: Die Schwammstadt
Durch das Versiegeln der Bodenflächen und aufgrund der dichten Bebauung ist der natürliche Wasserhaushalt gestört. In heißen Sommermonaten fehlen Wasser und Feuchtigkeit, bei Starkregen kann das Wasser nicht versickern und überlastet die Kanalisation, was zu Überschwemmungen führen kann.
„Neue Gebäude und die dazugehörige Infrastruktur stören erstmal den natürlichen Wasser-haushalt. Daher brauchen wir die Elemente der wasserbewussten Stadt, wie Bäume, Grün-dächer und Versickerungsmulden, um den Wasserhaushalt wiederherzustellen.“
Prof. Dr. Brigitte Helmreich, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, TU München
Elemente einer Schwammmstadt
Regenspeicher und Zisternen gehören zu den Elementen einer Schwammstadt
Nach dem Prinzip der so genannten Schwammstadt kann der natürliche lokale Wasserhaus-halt wiederhergestellt werden, das heißt: Wasser wird aufgenommen, kann verdunsten, ver-sickern und kann gespeichert werden. Gespeichertes Wasser schützt die Vegetation bei Dür-re und Trockenheit.
Eine Schwammstadt besteht aus verschiedenen Elementen, die zusammengenommen den natürlichen Wasserhaushalt reaktivieren: Dach- und Fassadenbegrünung, grüne Flächen und Stadtbäume sorgen für Schatten, Kühlung und Verdunstung. Versickerungsmulden, versickerungsfähiges Pflaster und Rigolen ermöglichen, dass das Regenwasser versickert werden kann. Mithilfe von Regenspeichern und Zisternen kann Wasser gespeichert werden.
„Klimaschutz und Klimaanpassung funktioniert nur, wenn alle Akteurinnen und Akteure an einem Strang ziehen. Bei der Planung neuer Siedlungen müssen wasserbewusste Maßnahmen wie Grünanlagen, Regenspeicher, Versickerungsflächen und genug Grün mit eingeplant werden.“
Prof. Brigitte Helmreich, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft, TU München
Vorsorge durch Rückhalteflächen
Bei Starkregen dienen Rückhalteflächen, wie Wiesen, zur gezielten Überflutung. Besonders für eng bebaute Gebiete sind multifunktionale Rückhalteflächen eine Möglichkeit zum Schutz vor Überflutungen. Das sind für Menschen nutzbare Flächen wie Parks oder Sportanlagen, die bei Starkregen gezielt geflutet werden, um so eine Überlastung des Kanalisationssystems und damit eine Überflutung von Gebäuden und Infrastruktur zu vermeiden.